Gaby Weber
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Vom Arisierer der Deutschen Bank zum Mister Banker of Germany (Oktober 2019)

Hermann Josef Abs, während des Zweiten Weltkrieges Vorstandsmitglied der Deutschen Bank und verantwortlich für die  „Arisierung“ jüdischen Eigentums, war nach dem Krieg Vertrauter von Bundeskanzler Adenauer, Katholik wie er. Er leitete bei der Londoner Konferenz die deutsche Delegation und zog die Fäden beim Wiedergutmachungsabkommen mit Israel. In London wurden nur die Schulden vor dem Zweiten Weltkrieg und nach 1945 verhandelt.  Die Frage der Reparationen wurde auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben. Die West-Alliierten holten sich ihre Reparationen aus dem beschlagnahmten deutschen Auslandsvermögen. Während es in der offiziellen Geschichtsschreibung heißt, dass Deutschland an niemanden Reparationen gezahlt hat, haben sich die Westmächte auf diese Art bedient. Für die kleineren Länder, wie Holland oder Griechenland galt das aber nicht. Und für die Staaten des Ostblocks schon gar nicht.
 

Nachdem ich neun Jahre für die Befreiung der Dokumente aus dem Nachlass Abs prozessiert hatte, ließ mich die Bank im Juni 2019 in ihr Archiv. Im Film zeige ich die Dokumente: die Korrespondenz mit Adenauer, der Abs um „Gefälligkeiten“ für seinen Sohn anbettelt, den Briefwechsel mit Felix Shinnar, Verhandler auf der israelischen Seite. Er hat sich mit Abs derart gut verstanden, dass er, nachdem er alle Abkommen und Deals mit Abs, der Deutschen Bank und der Bundesregierung ausgehandelt hatte, ab Ende der 60er Jahre „Berater“ für die Deutsche Bank in Israel wurde. Das Honorar war großzügig - ebenso das Honorar, das die Bank ab Mitte der fünfziger Jahre an die Public-Relation-Agentur von General a.D. Julius Klein mit Sitz in Chicago gezahlt hatte. Klein verwandelte den Arisierer der Deutschen Bank in den honorigen „Mister Banker of Germany“.


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