Gaby Weber
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Handsalbe der Pfeffersäcke - wie Augsburger Kaufleute am Sklavenhandel und Völkermord verdienten   (August 2020)

Augsburg, gegründet im Jahr 15 vor Christus von Kaiser Augustus, war vor 500 Jahren DAS Machtzentrum in Europa. Hier fanden die Reichstage statt und von hier lenkten die Fugger und Welser ihre Handelsimperien. „Pfeffersäcke“ nannte sie der Volksmund. Jakob Fugger galt als der reichste Mann der Welt. Er soll den Kapitalismus erfunden haben. Er bildete Monopole, betrieb globalen Handel – nicht nur mit Gewürzen sondern auch mit Waffen und Sklaven – und tätigte, trotz des Zinsverbotes, bargeldlose Termingeschäfte. Mit „Handsalbe“ – wie es damals hieß - schmierte er Päpste und Bischöfe, Kaiser und Könige. Die Fugger und Welser liehen dem Habsburger Adelsgeschlecht sehr viel Geld: für den Hofstaat, die Feldzüge gegen die aufständischen Bauern und die beginnende Reformation und für die Eroberungskriege in der Neuen Welt, in Amerika, das man noch für einen Teil Indiens hielt. .


Straßennamen und Denkmäler erinnern bis heute an die Patrizierfamilien. Doch inzwischen ist die Diskussion über Rassismus und Kolonialismus in der Stadt der „Pfeffersäcke“ angekommen. Das „Drei-Mohren-Hotel“, erste Adresse am Platz, musste seinen Namen ändern; und gerade ist im Netz eine Meldung aufgetaucht: Schüler des Jakob-Fugger-Gymnasium wollen die Schule umbenennen. Der Namensgeber sei kein Wohltäter gewesen - sondern Sklavenhändler und Wucherer.


Wem gehört die Geschichte? Vor 500 Jahren gehörte sie den wenigen Privilegierten, die des Lesens und Schreibens mächtig waren. Sie haben IHRE Version zu Papier gebracht. Und diese Version steht heute in den Geschichtsbüchern. Die historischen Dokumente halten sie bis heute in ihren privaten Archiven geheim, um die Deutungshoheit über die Geschehnisse nicht herzugeben. Auch nicht nach 500 Jahren.

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